Von der Erziehung früher bis zur Kindererziehung heute

“Die Kinder von heute sind Tyrannen. Sie widersprechen ihren Eltern, kleckern mit dem Essen und ärgern ihre Lehrer!”

Das ist kein Statement der Neuzeit, sondern der Philosoph Sokrates hat dies bereits um ca. 400 v.Chr. gesagt. Wie sehr sich doch gewisse Ansichten von vor über 2500 Jahren mit denen von heute noch immer ähneln!

Interessiert es Dich, ein wenig genauer hinzuschauen?

  • Was bedeutet eigentlich Erziehung?
  • Wie hat sich die Erziehung bis zur Kindererziehung heute entwickelt?

Dann lies unbedingt weiter.

Was bedeutet eigentlich Erziehung? Eine Definition.

Erziehung heißt, ich nehme pädagogisch Einfluss auf das Verhalten und die Entwicklung des zu Erziehenden. Ganz konkret bedeutet das, dass dem Erziehenden bewusst sein muss, wo es seinen Sprössling “hinhaben” möchte, was er für ihn wünscht. Denn sein Verhalten, sein Umgang wird davon geprägt sein, genau diese Ziele zu erreichen. Um zwei Beispiele zu nennen:

Beispiele:

  1. Polizeihunde. Es gibt ganz unterschiedliche Einsatzorte für Polizeihunde. Dementsprechend, ist das Lernziel der Hundeschule ausgerichtet: Entweder muss der Hund lernen durch Schnüffeln Drogen zu finden oder aber er wird trainiert, verschüttete Menschen zu “orten”. Die Erziehung des Hundes erfolgt also mit klarer Zielsetzung.
  2. Kinder. Das Kind sollte, wenn es erwachsen ist, diverse Fähigkeiten und Fertigkeiten besitzen, um ein selbstständiges Leben führen zu können. Dementsprechend muss die Erziehung des Kindes genau darauf abzielen, ihm alles Notwendige beizubringen, wie z.B. Konflikte lösen, Kochen, Argumentieren können, Putzen, schulische Inhalte.

Wie hat sich die Erziehung bis hin zur Kindererziehung entwickelt?

Antike

Es begann alles im alten Griechenland. Bildung und Wissen sind die Grundlage für Erziehung und so forderten die griechischen Philosophen Sokrates, Aristoteles und Platon eine Bildung für alle freien Bürger. Der Grundstein der öffentlichen Erziehung wurde gelegt.

vorherrschende Erziehungsziele:

    • Wissen vermitteln
    • Bildung prägen

12. Jahrhundert

Später hat sich das Christentum stark verbreitet und die Erziehung wurde in die Kirche verlagert. Im 12. Jahrhundert wurden zudem erste wissenschaftliche Studienplätze an Universitäten geschaffen.

vorherrschende Erziehungsziele:

    • Gott und die Grundsätze der Kirche kennenlernen
    • Bildung in freien Künsten, Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie

Diese Art der Erziehung gab es allerdings nur für den Klerus, also Angehörige des geistlichen Standes. Das “gemeine”, niedere Volk  wurde maximal in Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet. Von Erziehung konnte da nicht die Rede sein.

17. Jahrhundert

Im 17. Jahrhundert wurde die Wissenschaft sehr berühmt, es wurde experimentiert, geforscht und entwickelt. Durch die Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft entstand zunehmend der Begriff Familie, deren Zweck die Erziehung der Kinder hin zu gebildeten, aufgeklärten Menschen war, welche zu nützlichen Mitgliedern der Gesellschaft heranwuchsen.

vorherrschende Erziehungsziele:

    • Entwicklung und Förderung der eigenen individuellen Fähigkeiten
    • ganzheitliche Entwicklung des Menschen
    • Bildung und Wissen, aber nicht mehr ausschließlich

19. Jahrhundert

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts nahmen in der Erziehung Zucht und Ordnung sowie Befehl und Gehorsam Einzug. Erziehung der Kinder zu Hause war Frauensache. Vor allem in den ärmeren Familien war es aber lediglich wichtig, dass die Kinder überhaupt heranwuchsen. Erziehung fand mehr oder minder ohne es zu wollen statt. Die Kinder beobachteten die Eltern und ahmten sie nach, übernahmen deren Verhaltensweisen und Traditionen.

vorherrschende Erziehungsziele:

    • gottes- und obrigkeitsfürchtige Menschen heranziehen
    • Bildung und Wissen

Anfang des 20. Jahrhunderts

Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Stimmen laut, z.B. von Heinrich Pestalozzi oder Maria Montessori, jedes Kind als Individuum wahrzunehmen und dessen Kreativität zu fördern. Es sollte in der Erziehung darum gehen, die Selbstständigkeit der Kinder, das Lernen durch Handeln und auch das miteinander Sprechen zu priorisieren. Eine echte Kindererziehung nahm ihren Anfang.

vorherrschende Erziehungsziele:

    • Kinder als Kinder wahrnehmen (vorher waren es nur kleine Erwachsene)
    • Kreativität fördern
    • Selbständigkeit lernen
    • Lernen durch Handeln
    • miteinander Sprechen, lernen in Kommunikation zu stehen

Mitte des 20. Jahrhunderts

Mitte des 20. Jahrhunderts gewann die antiautoritäre Erziehung sehr stark an Bedeutung. Kinder wurden bewusst zum Ungehorsam erzogen, aber auch zur Kritikfähigkeit. Das ganze mündete in den 1970 Jahren dann in einer sogenannten Antipädagogik – Kinder sollten die Freiheit haben, sich selbst so zu entwickeln, wie sie es möchten.

vorherrschende Erziehungsziele:

    • Freiheit im eigenen Sein erleben
    • Kritikfähig werden

Wie sieht die Kindererziehung heute aus?

Die Kindererziehung heute ist sehr komplex geworden. Viele wissenschaftliche Erkenntnisse über die Phasen der Kindesentwicklung fließen da mit hinein und es gibt immens viel zu beachten. Hinzu kommen große Erwartungshaltungen an Eltern, die auf diesem Gebiet schnell in eine Überforderung geraten können. Ein weiteres Merkmal der heutigen Erziehung ist das Thema der Überversorgung. Eltern wollen demokratisch, freundschaftlich mit ihren Kindern leben und geben viel Freiheit. Kinder haben heute oft ein Zuviel an persönlichem Besitz, an Befriedigung ihrer Wünsche, an ungesunden Lebensmitteln, an Freizeit und an Bildschirmkonsum. Kinder haben viel mehr Zeit mit ihren Eltern als jemals zuvor in der Geschichte und wünschen sich dennoch mehr ungeteilte Aufmerksamkeit von Mama und Papa.

heutige Erziehungsziele:

    • eigene Entscheidungen treffen
    • frei denken können
    • Gleichberechtigung leben
    • Bildung und Wissen
    • Charakterbildung (Selbstständigkeit, Selbstvertrauen, Einfühlungsvermögen, usw.)

Um dies zu erreichen, spielen Regeln und Grenzen eine große Rolle, was so unterschiedlich gelebt wird, wie es Familien gibt.

Fazit:

Die Entwicklung der Erziehung von früher zur Kindererziehung heute, lässt einen Wandel im Umgang mit Familie erkennen. Im 18. Jahrhundert wurde erstmals aufgezeigt, dass es eine Kindheit gibt, in der es wichtig ist, kindliche Freiheit zu erleben, um sich gut entwickeln zu können. Die Haltung gegenüber Kindern hat sich im Laufe der Zeit sehr positiv gewandelt und ihr Stellenwert ist immer mehr gewachsen.

Kinder haben heute mehr Möglichkeiten denn je, ihr Leben zu gestalten. Sie sind aber auch gefährdeter denn je, sich ungesund zu entwickeln eben wegen dieser Unmenge an Möglichkeiten.

Es gibt ein Aber

Aber ihr als Eltern könnt eurem Kind eine gesunde Entwicklung ermöglichen. Es ist machbar, für jeden – auch für Dich!

Bist du interessiert, herauszufinden, wie das geht? Möchtest Du Dein Kind mit Klarheit erziehen und ihm dadurch Sicherheit und Stabilität geben? Dann lies doch gern meinen Artikel hierzu oder schreibe mir.

Deine Sandra

Sandra Giera ist Familiencoach, Fachreferentin für Erziehung und Mutter zweier Kinder. Mit Herz und Klarheit hilft sie Eltern, die Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten, gesunde und glückliche Beziehungen zu schaffen.