Stärken und Schwächen der autoritären Erziehung

Stärken und Schwächen der autoritären Erziehung

Heute schauen wir uns den autoritären Erziehungsstil an. Das ist einer einer von 4 Stilen, die Jack und Judith Balswick geprägt haben. Sie bewerten die Erziehung nach zwei wichtigen Aspekten:

    • Kontrolle und Lenken
    • Unterstützen und Ermutigen

Je nach Ausprägung dieser beiden Aspekte kann man unter 4 verschiedenen Erziehungstypen unterscheiden:

Wie bei vielen Themen, gibt es auch hier eher selten Eltern, die nur einen Erziehungsstil leben. Eltern sind meist Mischtypen und je nach Situation überwiegt der eine oder andere Anteil.

Die autoritäre Erziehung
(angelehnt an Quelle: „Einzigartig“ von Eberhard Mühlan, S.83)

Bei der autoritären Erziehung sehen wir, dass die Kontrolle und das Lenken des Kindes eine sehr hohe Gewichtung einnimmt. Unterstützung sowie Ermutigung dagegen erhält das Kind im Vergleich dazu viel seltener.

Solange die Kinder noch klein sind, hält die Familie eng zusammen. Eltern setzen alles daran, ihre Kinder zu gehorsamen und respektvollen Verhalten zu erziehen, leider geht das oft einher mit wenig Wärme, Herzlichkeit, Offenheit und Vertrautheit. Manche Eltern haben als Kind selbst diese Dinge nicht erfahren, weswegen sie schlichtweg nicht wissen, wie man herzlich und vertraut miteinander umgeht. Andere Eltern wiederum setzen ihre Macht bewusst ein, weil sie große Angst haben, dass ihre Kinder ihnen auf der Nase herumtanzen und sie verwöhnt werden könnten. Als Erziehungsmittel wird viel mit Furcht vor Strafe gearbeitet. Sobald die Kinder älter werden, nimmt deren Angst vor Strafe meist mehr und mehr ab und die Eltern verlieren auch stetig an Kontrollmöglichkeiten. Kinder, die in einem solchen Elternhaus groß werden, entwickeln sich entweder zu Anpassern oder aber zu Rebellen – beides keine rosige Zukunft.

Stärken der autoritären Erziehung mit Beispielen
    • Kinder wissen genau, was von ihnen erwartet wird, kennt die Familienregeln und verhält sich dementsprechend.

Dein Kind isst nicht mit den Fingern, sitzt ruhig am Tisch, putzt sich die Schuhe vor der Haustür ab, wäscht sich die Hände vor dem Essen, usw.

    • Das Kind kennt die Konsequenzen, wenn es sich nicht an die Regeln hält.

Wenn Dein Kind vergisst, sich die Schuhe vor der Tür abzuputzen, dann muss es anschließend z.B. den Flur saugen und wischen – das weiß Dein Kind.

    • Eltern haben Klarheit und Struktur in ihrem Alltag.

Es ist klar geregelt, wie die Wochentage ablaufen und was am Wochenende passiert. Für alles gibt es klare Regeln.

Schwächen der autoritären Erziehung mit Beispielen
    • Kinder können kaum ein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln.

Dein Kind wird von Dir öfter gemaßregelt als gelobt und fühlt sich als nicht gut genug und als jemand, der nichts kann.

    • Das Kind lernt schlecht eine eigene Meinung zu bilden und diese zu äußern.

Du sagst, was richtig und was falsch ist und lässt keine Wiederworte Deines Kindes gelten. Dein Kind lernt nicht, zu hinterfragen, weil Du Gedanken, die nicht den Deinen entsprechen, schlecht gelten lassen kannst.

    • Kinder haben wenig Entfaltungsmöglichkeiten, können wenig eigene Erfahrungen sammeln.

Du entscheidest, dass am Freitag Nachmittag in den Wald gegangen wird, um Pilze zu sammeln. Dein Kind darf wenig mitentscheiden. Du bestimmst, welchen Korb ihr mitnehmt, wo entlang gegangen wird und welcher Pilz angeschaut wird. Dein Kind erlebt wenig Freiraum für seine Spiel- und Beschäftigungsideen, so darf es nicht über den Bach hüpfen und z.B. einen Staudamm bauen.

    • Ausprägung der Sozialkompetenz der Kinder ist eher schwach.

Im Miteinander mit anderen, kann sich Dein Kind schlechter durchsetzen oder aber ist überaggressiv. Das Mittelmaß fehlt ihm. Wenn es z.B. mit dem Ball spielt, wirft es ihn zu stark einem Kind zu, so dass es diesen nicht fangen kann oder aber es traut sich gar nicht den Ball zu werfen. Dein Kind kann sich schlechter in die Bedürfnisse des anderen hineinversetzen, hat wenig Eigeninitiative. Rollt der Ball weg, wird Dein Kind diesen nur nach Aufforderung wiederholen. Es versteht auch nicht, warum ein Kind weint, wenn es im Ballspiel verloren hat.

      • Kreativität von Kindern wird gehemmt.

Du bestimmst die Regeln im Haus und was nicht so gemacht wird, wie Du es möchtest, wird unterbunden. Wenn Du z.B. immer sportlich statt musikalisch warst, dann ist es wahrscheinlich, dass Dein Kind auch was sportliches machen sollte. Wenn es aber musikalisch ist, wird es das für sich kaum entdecken können, weil ihm die Freiheit fehlt, sich auszuprobieren.

Fazit

Die autoritäre Erziehung ist in der Geschichte sehr populär gewesen. Heutzutage treten aber mehr und mehr “Fallen” auf, da müssen wir als Eltern aufpassen. Aber es gibt immer wieder Situationen, da müssen wir Eltern autoritär handeln. Zum Beispiel im Straßenverkehr. Hier ist es unabdingbar, dass die Kinder auf ein Stopp auf die Eltern hören, ohne, dass das lang diskutiert wird. In meinem Alltag merke ich immer wieder: wenn ich sehr im Stress bin, meine Pläne nicht aufgehen und zu viele Entscheidungen anstehen, dann werde ich emotional kühl und ziemlich autoritär. Aber mal ganz ehrlich: wohl fühle ich mich damit dann aber nicht, denn ich würde ja auch nicht gern so behandelt werden, wie ich das dann tue. Meine Kinder sind inzwischen so groß, dass sie mich gut einschätzen können und ab und an in solchen Situationen zu mir kommen und sagen: “Oh, hast Du gerade wenig Energie? Komm, ich geb Dir welche von mir ab, ich hab noch genug”. Dann umarmt mich mein Kind und holt mich damit raus aus meinem Hamsterrad.

Hast Du Fragen oder Gedanken dazu? Dann melde Dich gern bei mir.

Schau Dir auch die anderen 3 Erziehungsstile an:

Stärken und Schwächen der vernachlässigenden Erziehung
Stärken und Schwächen der nachlässigen, auch antiautoritären Erziehung
Stärken und Schwächen der autoritätsbezogenen Erziehung

Deine Sandra

Sandra Giera ist Familiencoach, Fachreferentin für Erziehung und Mutter zweier Kinder. Mit Herz und Klarheit hilft sie Eltern, die Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten, gesunde und glückliche Beziehungen zu schaffen.