Kinder im Straßenverkehr – Teil 1 (0-4 Jahre)

Sicher im Straßenverkehr von Anfang an

„Anton, bleib stehen! Anton, ich sage, Du sollst stehen bleiben! Anton!“

Kennst Du das? Du bist mit Deinem Kind zu Fuß unterwegs und schon beim Losgehen, wird Dir etwas mulmig. Wie wird es wohl diesmal werden. Das letzte Mal waren wir alle total entnervt. Ich habe ständig mein Kind ermahnt, mein Kind hat aus Prinzip nicht gehört und es gab auch die ein oder andere brenzlige Situation, in der ich richtig Angst bekam.

Heute möchte ich mit Dir mal einen Blick in das Thema Verkehrserziehung werfen. Wann beginnt es, worauf solltest Du achten, wie schaffst Du es, dass Deine Kinder immer sicherer im Straßenverkehr werden ohne, dass Du dabei völlig überfordert die ganze Zeit nach Deinem Kind schreist.

Das Ziel aller Erziehung ist das Selbstständigwerden unserer Kinder. Es gibt so viele Bereiche, in denen Erziehung wichtig ist. Dieser Bereich, sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen, ist nicht nur wichtig, sondern sogar lebensnotwendig.

Lies weiter und lass Dich mit folgenden Themen inspirieren:

  1. Wann fängt Erziehung im Straßenverkehr an?
  2. Das ist das Erste, was Dein Kind lernen sollte!
  3. Sei konsequent in der Einhaltung Deiner Regeln!
  4. Rad und Straße – beherzige diese 2 Dinge!

 

1. Wann fängt Erziehung im Straßenverkehr an?

 

Die Antwort ist so einfach und schwierig zugleich: Fast von Anfang an. Es gibt einen Punkt in der Entwicklung der Kinder, da weißt Du als Mama oder Papa plötzlich ganz genau, dass Dein Kind versteht, was Du sagst. Das beginnt ca. im Alter von 8-12 Monaten. In dem Moment verändert sich Dein Umgang mit Deinem Kind, denn Du weißt, die Worte, die Du sprichst, versteht Dein Kind plötzlich.

Beispiel

Eine Mama erlebte folgende Situation. Ihr Sohn krabbelte mit ca. 9 Monaten eine dreistufige Treppe hinauf und blieb oben sitzen. Er wollte wieder herunter, aber er wusste nicht so recht, wie er das anstellen sollte. Also schaute der Junge hilflos zu seiner Mama. Diese beobachtete das Ganze und sagte einfach zu ihm: “Dreh Dich doch um und krabble rückwärts wieder die Treppen runter.” Die Mama war selbst sehr überrascht, als der Junge sie anstarrte, scheinbar überlegte, sich dann ganz langsam umdrehte und rückwärts die Treppe wieder herunter krabbelte. Das Kind hat die Worte seiner Mama nicht nur gehört, sondern verarbeitet und verstanden.

Und genau diese Zeit ist ein Startschuss: Die konkrete Erziehung kann beginnen. So sollte ab diesem Zeitpunkt auch das Lernen, wie man sich im Straßenverkehr sicher verhält, beginnen.

Es fängt damit an, dass Du beim Spazierengehen mit dem Kinderwagen ganz natürlich Dinge beschreibst, die Du siehst:

“Schau, hier ist die Ampel rot, wir müssen warten. Guck, jetzt ist es grün geworden, wir können nun über die Straße gehen.”

 “Der Radfahrer ist aber schnell. Den lassen wir noch vorbei, bevor wir weitergehen.”

“Sieh mal den Vogel an, der auf der Straße sitzt. Das ist ganz schön gefährlich von ihm. Es könnte jeden Moment ein Auto über die Straße gefahren kommen und dann wird es sehr gefährlich für den Vogel.”

Durch dieses stetige Beschreiben von allem, was um Dein Kind herum passiert, gibst Du Deinem Kind die Möglichkeit, seine Umwelt zu verarbeiten. Bedenke, Dein Kind lernt ununterbrochen! Natürlich sollst Du Dein Kind nicht die ganze Zeit zutexten, aber wenn Du Dir der Aufmerksamkeit Deines Kindes bewusst bist, dann kannst Du das nutzen und mit ihm im Kontakt sein.

2. Das ist das Erste, was Dein Kind im Straßenverkehr lernen sollte?

Sobald Dein Kind alt genug zum Laufen ist, wird es sehr wichtig 2 wichtige Regeln einzuführen. Diese geben Deinem Kind und Dir Klarheit und dadurch Sicherheit.

“An einer (befahrenen) Straße laufe ich an Mamas oder Papas Hand.”

Kinder sind von Natur aus neugierig und lenken ihre Aufmerksamkeit schnell Neuem zu. Diesen Freiraum brauchen sie auch dringend. Aber im Straßenverkehr ist es für ein kleines Kind, was Gefahren noch nicht einschätzen kann, sehr gefährlich. Deshalb ist es nötig, an der Hand zu bleiben, damit Dein Kind nicht aus einem Impuls heraus einfach losrennt. Wenn Du ihm geduldig immer wieder erklärst, dass ihr an einer Straße immer nur Hand-in-Hand geht, wird das Dein Kind sehr wahrscheinlich einfach so hinnehmen. Es wird euch insgesamt leichter fallen, wenn Dein Kind neben den “Straßenwegen” auch viel Zeit an Orten verbringt, wo es frei herumlaufen kann, wie z.B. im Wald. Da kann es seinen Impulsen folgen und Du folgst dann Deinem Kind und siehst Deine Welt neu aus Kinderaugen.

“Wenn Mama oder Papa ‘Stopp’ sagt, bleibe ich sofort stehen.”

Bringe Deinem Kind behutsam das Wort ‘Stopp’ bei. Dieses Wort ist ein Signalwort und sollte auch als solches benutzt werden. Immer, wenn es gefährlich wird, kannst Du das Wort ‘Stopp’ verwenden. Trainiere Dein Kind darauf!

Warum? Weil es lebensnotwendig ist!

Mit der Zeit wird Dein Kind älter und wird auch auf Wegen an einer Straße irgendwann allein laufen wollen. Dieser Wunsch keimt spätestens in der Zeit der “ICH-Findung” in Deinem Kind auf, im Alter zwischen 2 und 4 Jahren. Bis dahin solltest Du Deinem Kind viele wichtige Dinge, die im Straßenverkehr wichtig sind, beigebracht haben. Es muss vieles einfach schon verinnerlichen. Nachfolgend einige Sätze, die Dein Kind verinnerlicht haben sollte:

“An einer Ampel bleibe ich stehen.”

“Ich laufe immer auf einem Fußweg, nicht auf der Straße.”

“Radfahrer sind schnell und sehen mich nicht immer, auch wenn ich sie sehen kann.”

“Autos sind schnell und können mir gefährlich werden. Ich passe sehr auf.”

“Ich bin sehr klein und kann leicht übersehen werden.”

“Ich gehe immer nur so weit weg, wie ich meine Eltern noch sehen kann.”

“An einem Bordstein bleibe ich immer stehen.”

Wenn Dein Kind dann trotzdem in eine Gefahrensituation kommt, dann bist Du nicht hilflos, sondern kannst aktiv in das Geschehen eingreifen. Wie? Du nutzt das Wort “Stopp”. Rufe laut den den Namen Deines Kindes und sage sehr bestimmt Stopp:

“Anton, Stopp!”.

Dein Kind hat von Dir gelernt darauf zu hören und wird stehen bleiben. Aber es ist ein Prozess und muss trainiert werden.

3. Sei konsequent in der Einhaltung der Regeln

Wenn diese oben beschriebenen Grundlagen gelegt sind, kannst Du je nach Alter und Entwicklung Deines Kindes darauf aufbauen. Ich ermutige Dich, von Anfang an, konsequent das Einhalten Deiner Regeln im Straßenverkehr einzufordern. Du kannst dabei immer dieselbe Konsequenz anwenden. Funktioniert etwas nicht, überschreitet Dein Kind die Grenze, dann muss es an Deiner Hand laufen. Wie lange? Das musst Du von Deinem Kind abhängig machen. Aber es soll ein Lernprozess sein, also muss es auch die neue Chance zum Bewähren erhalten. Ich plädiere auf 5-7 Min. Klappt es wieder nicht, dann 15 Min. Und wenn das auch nicht klappt, dann läuft es den restlichen Weg an Deiner Hand. Bleib dabei ruhig, denn Dein Kind lernt und verhält sich nicht absichtlich schlecht. Um diese Konsequenz sinnvoll anzuwenden, empfehle ich Dir in meinen Artikel über Konsequenzen reinzuschauen.

So bleibst Du konsequent, ohne Dein Kind anzuschreien

4. Rad und Straße – beherzige diese 2 Dinge

Es wird sicher nicht lange dauern, dann wird Dein Kind z.B. ein Laufrad und später ein erstes Fahrrad benutzen. Ich möchte Dir auch hierfür 2 wichtige Dinge mit auf den Weg geben:

Ein Rad wird nur mit Helm genutzt! Keine Ausnahmen!

Dein Kind kombiniert dadurch, dass Helm und Rad zusammengehören. Es wird es in diesem Alter noch nicht hinterfragen, sondern einfach so akzeptieren. Damit vermeidest Du spätere Helmdiskussionen mit Deinem größeren Kind.

Ein Rad wird immer über eine Straße geschoben!

Kinder sind auf ihren kleinen Rädern so klein, dass sie aus einem Auto heraus oft übersehen werden, vor allem bei den großen SUVs, die eine sehr große Motorhaube haben. Es ist wichtig, dass beim Abbiegen eines Autos Dein Kind nicht schnell mit seinem Rad noch über die Straße „huscht“. Wenn es läuft und sein Rad schiebt, hat es größere Chancen wahrgenommen zu werden.

Auch bei dem Rad-Thema solltest Du konsequent die Grundlagen-Regeln einhalten und ggf. konsequent durchgreifen. Auch mit einem Rad, muss es in Sichtweite von Dir bleiben und an Bordsteinen stehen bleiben. Klappt es nicht, muss es wieder an Deiner Seite laufen und muss das Rad dabei schieben.

Besonders Wichtig:

Trainiere auch durch immerwährendes Erklären, dass bei Einfahrten Autos herausfahren können, damit Dein Kind ein Bewusstsein dafür entwickelt. Früher konnte man den Kindern beibringen auf das Motorengeräusch zu achten. Mit den heutigen Elektroautos ist das leider nicht mehr möglich und für die Kinder wird es wirklich schwerer die Gefahren zu erkennen!

Fazit

Erziehung ist keine Eintagsfliege, sondern ein anhaltender Prozess – so auch im Straßenverkehr. Bleib mit Deinem Kind im Gespräch, rede über alles, was man draußen erleben kann und auch über die Gefahren. Ermögliche Deinem Kind durch Deine Klarheit, so früh wie möglich zu wissen, worauf es im Straßenverkehr grundsätzlich zu achten hat.

Ich verspreche Dir, wenn Du genügend Geduld in das “Training” der ersten Regeln steckst, dann ist Dein Kind optimal sicher unterwegs und Du erntest ganz nebenbei “entspannte” Ausflüge mit Deinem Kind, auch an Straßen.

Hast Du hierzu spezielle Fragen für Deinen Familienalltag? Dann melde Dich gern per Mail bei mir und wir schauen gemeinsam, wie Du diese angehen kannst.

Deine Sandra

 

Sandra Giera ist Familiencoach, Fachreferentin für Erziehung und Mutter zweier Kinder. Mit Herz und Klarheit hilft sie Eltern, die Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten, gesunde und glückliche Beziehungen zu schaffen.

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