Die universelle Konsequenz für Grundschulkinder (5-12 Jahre)

Dein Kind wird älter

Dein Kind ist jetzt aus dem Kleinkindalter herausgewachsen und kommt in seiner Kindheit so richtig an. Es kann inzwischen zusammenhängend denken und versteht das Prinzip von Aktion und Reaktion sehr gut. Es wird auch Eure Familienregeln ganz genau kennen und weiß, was Du von ihm erwartest und was es tunlichst unterlassen sollte. Dein Kind hat Dich inzwischen auch richtig gut kennengelernt und weiß anhand Deines Gesichtsausdrucks ganz genau, wie es Dir geht und wie Du handeln wirst – es kann Dich einschätzen.

Und dennoch macht Dein Kind was es will! Ist das nicht verrückt? Tausend Mal geübte Abläufe klappen einfach nicht. Du hast den Eindruck, Du redest Dir den Mund fusselig und es hat keinen Effekt. Aber am Schlimmsten ist es, wenn Dein Kind sich respektlos verhält, gegenüber Dir oder seiner Geschwister. Es macht Dich wahnsinnig, wenn es Dir freche Antworten gibt, Schimpfwörter benutzt oder aus Langweile jemandem wehtut oder Dinge zerstört.

Ja, wir Eltern kommen immer wieder an unsere Grenzen und wir fragen uns zurecht: Wie soll ich damit umgehen? Welche Konsequenz soll ich anwenden? Ich kann das doch nicht einfach so durchgehen lassen…

Du bist hier heute genau richtig!

Lies gern zur Einstimmung in das Thema Konsequenzen meine anderen Artikel:

Heute zeige ich Dir eine erste universelle Konsequenz für Dein Kind im Alter zwischen 5-12 Jahren. Diese Konsequenz, kannst Du immer und überall anwenden.

Was hast Du davon?
  • Du schützt Dich vor willkürlichen Strafen, die häufig völlig übertrieben sind.
  • Du musst Dir nicht ad hoc eine Konsequenz ausdenken, wenn Du verärgert bist.
  • Du gewinnst Zeit, Dich von Deinem Ärger über das respektlose Verhalten Deines Kindes zu erholen und emotional „herunterzufahren“.
  • Du kannst Deinem Kind immer noch respektvoll begegnen, manchmal sogar wieder lächeln. 😉
  • Dein Kind wird Dich noch mehr lieben.
Was hat Dein Kind davon?
  • Dein Kind erlangt die nötige Sicherheit, weil es Grenzen erfährt und zwar häufig dieselbe.
  • Dein Kind kann emotional „abkühlen“.
  • Dein Kind wird lernen, sich und sein Verhalten zu refklektieren.
  • Dein Kind entwickelt sich gesund.
  • Dein Kind wird sich wahr- und angenommen fühlen.
  • Dein Kind lernt Regeln wahrzunehmen und häufig zu beachten.

Universelle erste Konsequenz – Nachdenkecke

Es passiert wieder. Du willst etwas von Deinem Kind und Dein Kind will das nicht. Der Streit ist vorprogrammiert. Aber ab sofort wirst Du vorbereitet sein.

Du bist natürlich verärgert über das „nicht hören wollen“ von Deinem Kind und bevor Du zunehmend frustriert wirst und der Streit eskalieren kann, setzt Du ein Stopp für die Situation. Denn Du kannst ab sofort einen kühlen Kopf und vor allem Ruhe bewahren. Vielleicht hast Du es auch schon bemerkt, dass es Dir und Deinem Kind nichts bringt, wenn Du aus Ärger mit lauter Stimme Dein Kind beschimpfst. Um das zu vermeiden, gibt es die Methode der Nachdenkecke.

Die Nachdenkecke sollte ein Ort sein, an dem Dein Kind allein ist und sich nicht beschäftigen kann, z.B. die Treppe oder der Flur. Wenn Du unterwegs bist, kann das auch eine Bank oder ein großer Stein sein. Da setzt sich Dein Kind für eine kurze Zeit hin. Es kann sich beruhigen und dabei nachdenken. Die Dauer dieser Nachdenkzeit bestimmt Dein Kind selbst. Denn wenn es fertig mit Nachdenken ist, darf es Dich rufen.

Das coole an der Nachdenkecke ist, dass Du Dich beruhigen und überlegen kannst, wie Du weiter mit der Situation umgehen möchtest. Denn Klarheit ist für Dich sehr wichtig – Du musst wissen, was Du von Deinem Kind konkret willst, nur dann kannst Du es ihm auch deutlich vermitteln. Und Dein Kind hat sogar konkret etwas zu tun.

Was ist die Aufgabe Deines Kindes in der Nachdenkecke?

Es muss nachdenken und Antworten auf 3 Fragen finden:

1. Was ist passiert und warum sitze ich in der Nachdenkecke?

Weil Du Konsequenzen vorher mit Deinem Kind besprichst und die 3er Regel anwendest, wird Dein Kind genau wissen, warum es sich in der Nachdenkecke befindet. (Die 3er Regel kannst Du hier nachlesen: So bleibst Du konsequent, ohne Dein Kind anzuschreien)

Beispiel

„Ich habe meine Schuhe nicht ausgezogen als ich nach Hause kam, obwohl unsere Regel sagt, dass wir das Haus nur barfuß betreten. Mama hat mich gerufen und es mir mehrmals gesagt und mir war es egal.“

2. Was ist deshalb entstanden und wie komme ich da wieder heraus?

Beispiel

„Der Flur, die Küche und das Wohnzimmer sind schmutzig, weil ich überall mit meinen schmutzigen Schuhen lang gelaufen bin. Ich hab nicht auf Mama gehört. Mama ist ärgerlich.  Ich putze den Dreck weg. Ich sage Mama, dass es mir leid tut, dass ich nicht auf sie gehört habe.“

3. Was ist meine gute Entscheidung, um in Zukunft besser zu handeln?

Wichtig: Hier entscheidet Dein Kind, was es ab sofort anders machen möchte. Die Aussage muss unbedingt positiv formuliert sein.

Beispiel

„Ich höre auf Mama. Ich denke daran, meine Schuhe an der Haustür auszuziehen.“

Sobald Dein Kind die Antworten weiß, kann es Dich rufen und Dir erzählen, was los war. Es ist so befreiend, als Eltern sein Kind nicht mehr „voll zu texten“. Dein Kind erzählt, was passiert ist.

Und Du kannst die Zeit des Gesprächs nutzen, auch Deinen Anteil an der Situation zu reflektieren und Dich ggf. bei Deinem Kind zu entschuldigen. Ihr könnt Euch verzeihen und wieder anlächeln und der Tag geht entspannt weiter.

Mein Versprechen an Dich

Dein Kind wird bei stetiger Anwendung der Nachdenkecke schnell lernen, Situationen einzuschätzen und sich selbst zu reflektieren. Du wirst mit Deinem Kind sehr bald auf eine andere Art und Weise im Gespräch sein können. Aber Achtung: Dein Kind wird auch Deine Anteile an Euren Streits herausarbeiten und Dir wiederspiegeln. Das ist manchmal für uns Eltern schmerzhaft, aber sehr gesund. Ihr bleibt im Gespräch, auch über Dinge, die nicht so leicht sind.

Wie führst Du die Nachdenkecke bei Dir zuhause ein?

Wichtig ist, dass Du in einem ruhigem Moment mit Deinem Kind das Thema Nachdenkecke besprichst. Am besten, wenn ihr gerade etwas Schönes zusammen erlebt habt und ihr freudig seid.

  • Überlegt gern gemeinsam, welchen Platz ihr für die Nachdenkecke einrichten wollt.
  • Erkläre Deinem Kind, wann es von Dir an diesen Platz geschickt wird und was es dort zu tun hat.
  • Sage Deinem Kind, dass es selbst verantwortlich ist, wie lange es in der Nachdenkecke verweilen darf.

Du wirst merken, es wird nicht lange dauern, bis Dein Kind austestet, ob Du das wirklich ernst meinst. 😉

Begleite Dein Kind bei den ersten Situationen, in denen Du die Nachdenkecke anwendest. Bleib ggf. auch das 1. Mal mit dabei, setz Dich daneben, unterstütze es am Anfang die Antworten zu finden. Gehe gedanklich mit Deinem Kind an den Punkt zurück, als der Streit begonnen hat. Das musst Du behutsam mit Deinem Kind einüben, denn es wird nicht von jetzt auf gleich plötzlich reflektiert sein. 😉

Selten akzeptiert ein Kind von Anfang an diese neue Methode. Bleib ruhig und klar. Mach Deinem Kind deutlich, dass sein Tag erst weitergeht, wenn es die Nachdenkecke aufgesucht hat. Verdeutliche Deinem Kind, dass das Ganze nur länger dauert, wenn es sich verweigert. Es lohnt sich, hier einige Mühe am Anfang zu investieren, es zahlt sich aus und es wird Dich weniger aus der Ruhe bringen, wenn Du in Auseinandersetzungen mit Deinem Kind gerätst.

Wichtig: Wende die Nachdenkecke nicht als Strafe an! Schreie Dein Kind nicht an.

Ich wünsche Dir gute Erfahrungen und freue mich, wenn Du davon berichtest!

Möchtest Du noch mehr erfahren, wie Du entspannt im Umgang mit den täglichen Herausforderungen als Eltern bleiben kannst? Dann schreibe mir oder buche ein kostenfreies Erstgespräch. Ich freue mich, von Dir zu hören.

Deine Sandra

Sandra Giera ist Familiencoach, Fachreferentin für Erziehung und Mutter zweier Kinder. Mit Herz und Klarheit hilft sie Eltern, die Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten, gesunde und glückliche Beziehungen zu schaffen.

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