Immer wieder hört man: „Sei konsequent mit Deinem Kind!“
Es scheint der neue Schlüssel im Umgang mit Kindern zu sein. Und es stimmt. Konsequent zu sein ist wichtig, aber erst als 3. Schritt.
Willst Du wissen warum? Dann lies als Einführung zum Thema Konsequenzen meinen Artikel: „Mit Klarheit erziehen – Das Familienhaus hilft Dir dabei“.
Konsequent mit Deinem Kind umzugehen ist also unabdingbar, um ihm Schutz zu bieten.
Was hast Du davon, diesen Beitrag zu lesen?
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- Lerne Konsequenz und Strafe zu unterscheiden
- Lerne 2 Arten von Konsequenzen kennen
- Finde die richtige Haltung beim Nutzen von Konsequenzen
- So führst Du Konsequenzen richtig ein
- So wendest Du Konsequenzen richtig an
- Lerne Konsequenz und Strafe zu unterscheiden
1. Lerne Konsequenz und Strafe zu unterscheiden
Konsequenzen und Strafen sind nicht dasselbe! Der entscheidende Unterschied liegt in der Lernsituation:
Was lernt Dein Kind bei Konsequenzen und was lernt es bei Strafen?
Eine Konsequenz folgt unwillkürlich auf ein bestimmtes Verhalten und hilft Deinem Kind zu lernen, dass sein Handeln direkte Folgen hat. Dein Kind sollte so oft wie möglich die Konsequenzen für bestimmtes Verhalten kennen, bevor sie umgesetzt werden, Konsequenzen müssen also im Vorfeld besprochen werden.
Das richtig Gute bei Konsequenzen ist, dass immer noch ein respektvoller Umgang zwischen Dir und Deinem Kind gewährleistet ist.
Im Vergleich dazu sind Strafen oft willkürlich festgelegte Maßnahmen, die Du Deinem Kind auferlegst, damit es sich merkt, bestimmtes von Dir unerwünschtes Verhalten künftig zu unterlassen. Wenn Du strafst, dann bist Du meist verärgert und oft emotional sehr aufgeladen: Du sprichst mit härterem Tonfall, sehr wahrscheinlich auch mit lauterer Stimme und Dein Blick ist sicher nicht besonders wertschätzend. Bei Strafen fühlt sich Dein Kind nicht angenommen oder geliebt und es wird mit Schuldgefühlen zu kämpfen haben.
Durch Strafen lernt Dein Kind, sein Verhalten so anzupassen, dass es den Strafen entgehen kann. Das notwendige Reflektieren seines eigenen Handelns bleibt leider aus, dagegen wird sich Dein Kind immer mehr anpassen an die Anforderungen von Dir und anderen. Und was passiert in letzter Instanz? Dein Kind wird unfrei und kann sich nicht gesund entwickeln.
2. Lerne 2 Arten von Konsequenzen kennen
Man unterscheidet Konsequenzen in 2 grundsätzlichen Arten. Der prägnante Unterschied ist, ob Eltern steuernd in Situationen eingreifen oder nicht.
Natürliche Konsequenz
Natürliche Folgen entstehen, wenn Du als Erwachsener nicht aktiv in das Geschehen eingreifst, sondern der Situation ihren Lauf lässt. Du kannst einfach dabei bleiben und beobachten und gegenenfalls tröstend da sein.
Was lernt Dein Kind dadurch?
Dein Kind lernt selbst Einsichten zu gewinnen und das ganz einfach über die Erfahrungen, die es macht. Diese eigenen Erfahrungen sind Gold wert und werden Deinem Kind helfen, fortan in vergleichbaren Situationen „sinnvollere“ Entscheidungen zu treffen. Sein Verhalten ändert sich.
Wichtig: Kinder (und auch wir Erwachsenen) lernen durch Wiederholungen. Oft braucht es mehrere Erfahrungen, um nachhaltige Veränderungen zu erzielen.
Beispiele natürlicher Konsequenzen für Kleinkinder (ca. 2-6 Jahre)
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- Dein Kind will sein Mittagessen nicht essen. Dann lass ihm diese Entscheidung. Es wird ziemlich bestimmt Hunger bekommen bis zur nächsten regulären Mahlzeit. Natürlich nur, wenn Du auch eisern bleibst und ihm nichts zu Naschen gibst. Es wird merken, dass Hunger zu haben kein großer Spaß ist.
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- Es ist regnerisch und Dein Kind will partout keine Gummistiefel anziehen. Dann lass es so gehen. Wenn Dein Kind ohne Gummistiefel in Pfützen herumspringt, bekommt es nasse Füße und der Ausflug zum Spielplatz muss früher abgebrochen werden. Beim nächsten Mal wird Dein Kind viel bereitwilliger die Gummistiefel anziehen.
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- Wenn Dein Kind einen Schnuller trägt und es spricht mit Dir, dann sag ihm, dass Du es nicht verstehst und es seinen Schnuller aus dem Mund nehmen soll. Es kann sich selbst entscheiden. Dein Kind will mit Dir reden, dann muss es den Schnuller eben raus tun aus dem Mund, weil die natürliche Folge ist, dass es nicht verstanden wird beim Sprechen.
Beispiele natürlicher Konsequenzen für Grundschulkinder (ca. 6-11 Jahre)
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- Dein Kind räumt nicht wie vereinbart seine Brotdose aus dem Schulranzen. Dann kann es am nächsten Tag diese Brotdose nicht neu gefüllt mitnehmen und hat diesen Tag kein Frühstück dabei.
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- Dein Kind vergisst seinen Turnbeutel am Sporttag mitzunehmen. Dann kann es kein Sport in der Schule mitmachen, weil Du ihm den Sportbeutel nicht in die Schule bringst.
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- Dein Kind sammelt seine dreckigen Klamotten im Zimmer, anstatt diese in den Wäschesack zu räumen. Diese Kleidung wird nicht gewaschen, so dass Dein Kind auf kurz oder lang keine saubere Kleidung mehr hat. Es wird dann recht schnell erkennen, wie wichtig es ist, die benutzte Kleidung in den Wäschesack zu räumen.
Logische Konsequenz
Logische Folgen sind geplante negative Folgen für ein Fehlverhalten. Diese Folgen müssen in einem logischen Zusammenhang mit dem unerwünschten Verhalten stehen und sie sollten kurzfristig für Dein Kind erfahrbar sein. Wenn am Vormittag etwas als Konsequenz für den nächsten Tag vereinbart wird, wird Dein Kind nur schwerlich den Zusammenhang zu seinem Tun herstellen können.
Durch Dein steuerndes Eingreifen, hat das Kind einen Lerneffekt, der ihm persönlich hilft, sich gesund zu entwickeln.
Wichtig ist, wie oben bereits erwähnt, dass Konsequenzen vorher mit Deinem Kind besprochen werden müssen. Mehr dazu erfährst Du im 4. Punkt dieses Artikels.
Beispiele logischer Konsequenzen für Kleinkinder (ca. 2-6 Jahre):
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- Eine Familienregel heißt, es wird über dem Teller gegessen. Dein Kind isst nun aber so, dass sein Essen ständig neben dem Teller landet. Hier könnte eine logische Folge sein, dass der Teller nicht gebraucht und somit für 2-6 Minuten weggestellt wird. Dein Kind kann allerdings auch nicht weiter essen, weil einfach über einem Teller gegessen werden muss.
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- Kinder lieben das Planschen in der Badewanne. Erwachsene mögen das Aufwischen danach allerdings nicht besonders. Eine logische Konsequenz könnte sein, wenn ein Kind mit Absicht Wasser aus der Badewanne schüttet oder spritzt, dann wird das Baden beendet.
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- Dein Kind darf auf dem Fußweg frei laufen, wenn es an den Bordsteinkanten immer halt macht. Klappt dies nicht, ist die logische Konsequenz, dass Dein Kind für 5 Minuten an Deiner Hand laufen muss. Bei manchen Kindern reichen die 5 Minuten nicht aus und sie müssen den ganzen restlichen Weg an der Hand laufen, da muss man als Mama und Papa ein bisschen ausprobieren.
Beispiele logischer Konsequenzen für Grundschulkinder (ca. 6-11 Jahre)
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- Ein Kind räumt seine Schuhe nicht wie vereinbart in das Schuhregal, sondern lässt sie unachtsam mitten im Flur stehen. Eine logische Folge könnte sein, dass die Schuhe, die nicht weggeräumt werden, von den Eltern z.B. in den Keller geräumt werden und dass das Kind diese Schuhe eine gewisse Zeit nicht mehr anziehen kann bzw. den Aufwand hat z.B. in den Keller zu laufen, um sich seine Schuhe wieder zu holen.
- Ein Kind räumt seine Schuhe nicht wie vereinbart in das Schuhregal, sondern lässt sie unachtsam mitten im Flur stehen. Eine logische Folge könnte sein, dass die Schuhe, die nicht weggeräumt werden, von den Eltern z.B. in den Keller geräumt werden und dass das Kind diese Schuhe eine gewisse Zeit nicht mehr anziehen kann bzw. den Aufwand hat z.B. in den Keller zu laufen, um sich seine Schuhe wieder zu holen.
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- Meine Kinder lieben es bei Kurzstrecken im Auto vorn zu sitzen. Da gibt es natürlich immer Streit, wer darf vorn und wer muss hinten sitzen. Ich habe als logische Konsequenz eingeführt, dass sie sich vorm oder spätestens beim Einsteigen ins Auto geeinigt haben müssen, sonst sitzen beide hinten. Seitdem war dies kein nerviges Thema mehr.
- Meine Kinder lieben es bei Kurzstrecken im Auto vorn zu sitzen. Da gibt es natürlich immer Streit, wer darf vorn und wer muss hinten sitzen. Ich habe als logische Konsequenz eingeführt, dass sie sich vorm oder spätestens beim Einsteigen ins Auto geeinigt haben müssen, sonst sitzen beide hinten. Seitdem war dies kein nerviges Thema mehr.
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- Wir haben auch eine lustige logische Konsequenz für das Sprechen mit vollem Mund am Esstisch gefunden. Wer mit vollem Mund spricht, muss sich hinter den Stuhl stellen und bis 20 zählen, danach darf weitergegessen werden. Wenn es wieder passiert, muss man hinter dem Stuhl bis 40 zählen. Beim dritten Mal, ist das Essen beendet und man muss vom Tisch komplett weggehen. Ich selbst habe sehr oft hinter meinem Stuhl gestanden und bis 20, manchmal sogar bis 40 gezählt. 😉
3. Finde die richtige Haltung beim Nutzen von Konsequenzen
Was ist die richtige Haltung, wenn Du Konsequenzen anwendest?
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- Sprich Konsequenzen ruhig und nicht im Ärger aus und setze sie auch im Ruhigen um. Das Ziel von Konsequenzen ist, Dein Kind zu lehren, dass sein Handeln immer Folgen hat.
- Vermittle Deinem Kind, dass Du es immer liebst, aber sein Handeln nicht gut heißen kannst. Es soll sich immer geliebt wissen und sich nicht in seiner Person abgelehnt fühlen.
- Lerne, eine innere Haltung anzunehmen, Deinem Kind helfen zu wollen.
- Übe keine Macht über Dein Kind aus und agiere nicht mit Rachegefühlen. Hilf Deinem Kind aus Machtkämpfen auszusteigen.
4. So führst Du Konsequenzen richtig ein
Regeln innerhalb der Familie sind wichtig, aber es dürfen auch nicht zu viele sein. Man verliert leicht den Überblick und Dein Kind wird sich überfordert fühlen.
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- Entscheide Dich, welches Verhalten Dich momentan am meisten stört. Überlege Dir, welche logische Konsequenz Du einsetzen möchtest.
- Suche nach einer schönen Zeit mit Deinem Kind das Gespräch zu ihm und sage ihm, dass Dir folgendes Verhalten nicht gefällt und was Du anders haben möchtet. Erkläre ihm, welche Konsequenz in Zukunft folgen wird.
Wichtig: Sprich nicht mit Deinem Kind, wenn Du gerade Ärger mit ihm hattest!
5. So wendest Du Konsequenzen richtig an
Wenn Du eine Konsequenz eingeführt hast, dann sei auf der Hut, dass Du sie auch wirklich umsetzt. Nutze dazu die 3er Regel, die ich Dir in folgendem Artikel genau beschrieben habe: „So bleibst Du konsequent, ohne Dein Kind anzuschreien“.
Dein Kind wird nicht begeistert sein, wenn es dazu kommt, dass Du die Konsequenz umsetzt. In diesem Fall empfehle ich Dir:
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- Bleibe nett, aber eisern. Dein Kind darf sich ärgern. Es darf sauer sein. Aber die Konsequenz muss es trotzdem erdulden.
- Wisse, dass Du Dein Kind nicht quälst, wenn es weint, weil es die Konsequenz ertragen muss. Du hast die 3er Regel eingehalten und Dein Kind hat sich dazu entschlossen, trotzdem an dem von Dir unerwünschten Verhalten festzuhalten.
- Erlaube Deinem Kind mit seiner Entscheidung zu leben und die Erfahrung zu machen, dass sein Handeln Folgen hat – auch wenn es Dir schwer fällt.
Dein Kind wird gestärkt und lernend aus dieser Situation rausgehen und das hilft Dir, das Toben und Geschrei auszuhalten.
Mein Versprechen an Dich: Nach 2-4 Situationen, bei denen Du konsequent warst, wird Dein Kind die Konsequenzen leichter hinnehmen und ertragen.
Wenn Du noch gezielter auf der Suche bist, welche „universelle“ Konsequenz für Kleinkinder geeignet ist, die Du überall umsetzen kannst, dann lies gern meinen Artikel: Die universelle Konsequenz für Kleinkinder (2-6 Jahre)
Hast Du Gedanken oder Fragen hierzu? Dann schreibe mir gern…
Deine Sandra
Sandra Giera ist Familiencoach, Fachreferentin für Erziehung und Mutter zweier Kinder. Mit Herz und Klarheit hilft sie Eltern, die Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten, gesunde und glückliche Beziehungen zu schaffen.