Du liebst Dein Kind über alles und bist auch wirklich gern mit ihm zusammen. Aber es gibt Zeiten am Tag, da musst Du einfach auch mal Luft holen, Pause machen, Durchatmen, Ruhe genießen.
Entweder Du hast jemanden, der auf Dein Kind aufpasst, während Du Dir Deine Ruhepause gönnst oder Dein Kind beschäftigt sich in dieser Zeit allein.
Ja, Du hast richtig gelesen. Allein! Ohne Dich! Ich verspreche Dir, das geht!
Die Vorbereitung ist wie immer das A und das O. Einfach so, von sich heraus, haben die meisten Kinder, egal welchen Alters, doch eher Schwierigkeiten in eine eigene Beschäftigung zu finden. Also, sei nett zu Dir (und zu Deinem Kind) und hilf ihm auf die Sprünge. Wie? Indem Du ihm einen “Spielkorb” hinstellst.
Dieser Korb hat die Aufgabe, Dein Kind in ein eigenes kreatives Gestalten von 20-30 Min seiner Lebenszeit zu bringen.
Was brauchst Du dafür?
1 Korb
Nimm einen Korb, den Dein Kind interessant finden wird.
Was kommt in den Korb hinein?
1 Getränk
Du kannst das Getränk interessant gestalten, indem Du es jedes Mal in einem anderen Gefäß präsentierst, z.B. kleine alte Babyflasche, immer mal eine andere Trinkflasche oder aus einem Becher mit einfachen Drehverschluss. Wasser wird schon dadurch wieder interessant, wenn man es aus einem anderen Gefäß trinken darf.
1 gesundes Naschi
Möhre, Heidelbeeren, Apfel, Apfelringe, Reiswaffel, Dinkelstange, Fruchtriegel, etc. Da gibt es so viele Möglichkeiten. Abwechslung ist auch hier der Trick.
1 Spielanregung
Fülle den Spielkorb mit einer Sache, einem Material, tue davon aber viel rein, z.B.
- viele Kastanien
- viele leere Klopapierrollen
- viele Pfeiffenputzer
- viele Pompons
- viele Murmeln
- viele Klammern
- viele Flummis
- viele Glassteinchen in einer Box
- normale Steine, aber viele verschiedene, große und kleine
- viele Schachteln in verschiedener Größe, die man evtl. als Matroschka zusammenstecken kann
- 1 alten Verbandskasten (ohne die Desinfektionstücher!)
- große Portion Knete (selbstgemacht)
- 1 kleine Rolle Raufasertapete mit Wachsmalblöcken
- alles was du an Holzbesteck in der Küche besitzt
- Klebezettelblöcke
- 1 Block mit bunten Notizzetteln, lose ohne Klebestück
Wie wendest Du den Spielkorb an?
Kinder sind von Natur aus neugierig und probieren einfach Dinge aus. Wie fasst sich etwas an, wie schmeckt es, wie fühlt es sich an, was passiert, wenn ich dran ziehe und so weiter. Kinder brauchen den Freiraum, ohne Anleitung frei zu spielen und eigene Experimente machen zu dürfen,ohne reingeredet zu bekommen.
Durch das Prinzip “viel von einem Material” kann sich Dein Kind voll und ganz fokussieren und ist nicht abgelenkt in seinem Blick. Im Korb ist eine Spielsache drin. Dann wird Dein Kind sich auch mit dieser einen Sache beschäftigen. Es ist faszinierend, welche Ideen Kinder entwickeln, wenn sie Raum und Zeit haben, sich zu beschäftigen.
Beende diese Zeit der Selbstbeschäftigung, indem Du Dich einfach zu Deinem Kind setzt und schaust, was es tut. Frage nichts und bewerte nichts. Sei einfach da, mit einem offenen und freundlichen Blick. Versuche geduldig zu sein und nichts zu erwarten. Dein Kind wird von sich aus den Kontakt mit Dir aufnehmen und Dich anschauen, Dir erzählen, Dir etwas zeigen wollen. Diese folgenden 10 Minuten sind absolut Gold wert. Denn freust Du Dich mit Deinem Kind und gibst ihm Deine ungeteilte, unbewertete Aufmerksamkeit, mit Lächeln und Bestätigung, dass es gut ist, was es gemacht hat, stellt sich ein schönes Gefühl für Dein Kind ein. Sein Selbstwert und -vertrauen wird gestärkt und eine nächste eigene Beschäftigungszeit wird mit Freuden erwartet.
Wann wendest Du den Spielkorb an?
Der Spielkorb kann für einmalige oder Überbrückungszeiten eingesetzt werden, z.B. im Urlaub oder mittags, um Geschwisterkinder (und Eltern :-)) schlafen zu lassen oder nachmittags, um mit älteren Geschwistern Hausaufgaben zu machen oder auch sonntags morgens, damit die Eltern etwas länger schlafen können. Wende den Spielkorb aber nicht dauerhaft an, denn dann verliert er an Attraktivität. Aber da müsst ihr als Familie schauen, was für euch passt.
Kinder sind so unterschiedlich und jedes ist einzigartig anders. Beobachte Dein Kind. Braucht es mehr Zeit mit Dir zusammen, dann überfordere es nicht und gib ihm nur jeden zweiten oder dritten Tag den Spielkorb. Vielleicht braucht es Dich auch am Anfang, so dass Du die ersten zweimal mit dabei sitzen und aktiv beobachten solltest, damit Dein Kind von Dir bestätigt wird in seinen Handlungen, bevor es sich allein darauf einlassen kann. Vielleicht braucht es jeden Tag das gleiche Material und weniger Abwechslung. Das kannst Du nur durch Beobachten und Experimentieren herausfinden.
Ich wünsche Dir schöne Pausen und Deinem Kind coole Entdecker-Zeiten. Es wird euch allen gut tun!
Schreibe und erzähle mir, wie bei euch der Spielkorb aussieht und was Deinem Kind richtig gut gefällt..
Deine Sandra
Sandra Giera ist Familiencoach, Fachreferentin für Erziehung und Mutter zweier Kinder. Mit Herz und Klarheit hilft sie Eltern, die Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten, gesunde und glückliche Beziehungen zu schaffen.