Ausdauer als Nr. 1 der wichtigen Eigenschaften
Psychologen haben herausgefunden, dass Ausdauer die Nr. 1 Eigenschaft ist, die ein Kind dazu bewegt, hoch motiviert zu bleiben und nicht vorschnell aufzugeben. Studien zeigen, dass Ausdauer sogar ein höherer Indikator für Erfolg ist als die Höhe des IQs. (Quelle, zuletzt geöffnet am 04.11.2022: https://journals.sagepub.com/doi/10.1111/j.1467-9280.2005.01641.x)
Kinder mit hoher Ausdauer lassen sich nicht von Rückschlägen entmutigen. Sie glauben daran, dass sich ihre Bemühungen auszahlen werden. Sie bleiben motiviert, hart zu arbeiten, um begonnene Dinge zu beenden, egal welche Hindernisse ihnen auch in die Quere kommen mögen.
Das ist doch genial, oder? Der Schlüssel zum Erfolg ist Ausdauer!
Jetzt denkst Du vielleicht: “Sandra, du hast keine Ahnung, wie mein Kind ist. Ausdauer ist definitiv nicht seine Stärke. Mein Kind wird das nicht lernen.”
Und ich sage Dir: “Doch, wird es!”
9 Steps, um Ausdauer bei Deinem Kind zu etablieren
Ich zeige Dir jetzt 9 Schritte, wie Du Deinem Kind hilfst, Ausdauer zu lernen. Aber Achtung: Sei geduldig mit Dir selbst! Vielleicht musst Du an dem einen oder anderen Punkt bei Dir auch noch mal genauer hinschauen. Ich musste das und konnte einiges dazu lernen. 😉
1. Bekämpfe die Hauptursachen, die Dein Kind entmutigen!
Folgende Themen können sich der Ausdauer Deines Kindes in den Weg stellen. Dein Auftrag ist es, diese wegzuräumen.
- Müdigkeit: Dein Kind braucht genug Schlaf, um sich gut konzentrieren zu können. Ermögliche Deinem Kind regelmäßige Schlafenszeiten. Einen erholsamen Schlaf bekommt Dein Kind u.a., wenn es 1 Stunde vor dem Schlafengehen keine Bildschirmmedien mehr nutzt. Sämtliche Medien, wie Tablet, Fernseher oder Smartphone sollten nachts außerhalb des Kinderzimmers gelagert werden.
- Sorgen / Ängste: Dein Kind kann sich selbst sehr unter Druck setzen, wenn es das Gefühl hat, erfolgreich sein zu müssen. Verhindere, dass Dein Kind zu glauben beginnt, es verliert seinen Wert, nur weil mal etwas schief geht. Zeige ihm sehr deutlich, dass Du es liebst und zwar bedingungslos und unabhängig von seinen Leistungen.
- Selbstwert ist abhängig vom Erfolg: Bring Deinem Kind bei, dass Erfolg nichts Festes ist, sondern etwas Dynamisches, das stetig wächst. Lobe Dein Kind für seine Bemühungen und nicht für seine Ergebnisse.
- Zu niedrige Anforderungen: Erwarte immer ein klein wenig mehr von Deinem Kind als es bereits kann. Aber Achtung: Zu hohe Erwartungen überfordern und erzeugen Ängste, zu niedrige hingegen führen zu Faulheit..
2. Lehre Dein Kind, dass Fehler großartige Gelegenheiten sind, um zu reifen!
Erinnere Dein Kind immer wieder daran, dass aus Fehlern auch Positives entstehen kann, sogar wenn sich eine Situation nicht so verändert, wie man sich das wünscht. Akzeptiere die Verfehlungen und sage Deinem Kind: “Es ist ok, dass Du es vermasselst hast. Was zählt ist, dass Du es versucht hast.” Es hilft Deinem Kind sehr, wenn Du Deine eigenen Fehler auch zugibst. Dadurch erkennt es, dass jeder Mensch Fehler macht und dass sich Erfolg einstellen wird, wenn man sich von Rückschlägen nicht unterkriegen lässt.
3. Zerlege große Berge in kleine Steine!
Bring Deinem Kind bei, große ToDo`s in kleine umsetzbare Päckchen aufzuteilen. Das hilft, um zuversichtlich zu bleiben, es mit der Zeit wirklich schaffen zu können.
Beispiele
- Wenn Dein Kind sich bei einer Mathe-Hausaufgabe frustriert fühlt, lass es ein zweites Blatt Papier über alle Aufgaben legen, außer über die, die es gerade bearbeitet. Mit jeder erledigten Aufgabe zieht es das Blatt weiter runter und plötzlich sieht es nicht mehr so bedrohlich viel aus. Dein Kind ist schneller fertig, als es dies erwartet hat.
- Wenn Dein Kind mit der Menge an Hausaufgaben überfordert ist, dann lass es jede Aufgabe auf einen kleinen Zettel schreiben und nach Schwierigkeit sortieren. Jetzt kann jede Aufgabe einzeln bearbeitet und die Zettel zerrissen werden. Für Dein Kind wird dadurch das Geschaffte greifbar.
4. Feiere die kleinen Erfolge!
Wiederkehrende Fehler können die Ausdauer zerstören. Auf der anderen Seite können aber schon die kleinsten Erfolge Dein Kind ermutigen, dran zu bleiben. Also hilf Deinem Kind, seine kleinen Gewinne zu sehen.
Beispiel
“Das letzte Mal hast Du 6 Wörter richtig buchstabiert, heute waren es es schon 8! Das ist eine Steigerung! Du hast Dich verbessert, weil Du so viel gelernt hast. Klasse!”
5. Dehne die Aufmerksamkeitsspanne aus!
Wenn Dein Kind bei einer Aufgabe aufgeben will, stelle einen Timer auf den Schreibtisch und stelle eine geeignete Dauer ein, passend zu seiner Aufmerksamkeitsspanne. Erkläre Deinem Kind, dass es nur solange durchhalten muss, bis der Timer piept. Danach kann es eine kleine Pause machen. Stelle dann den Timer erneut, wenn Dein Kind weiterarbeitet.
Und nun zeige Deinem Kind auf, wie viele Aufgaben und Probleme es lösen kann, bevor der Timer piept. Dein Kind lernt zu erkennen, dass es etwas schafft und voran kommt.! Mit der Zeit wird es Deinem Kind immer leichter fallen, seine Aufmerksamkeit bei einer Sache zu behalten.
6. Korrigiere Stolpersteine
Wenn Dein Kind völlig frustriert alles hinschmeißt und aufgibt, ist es sehr wahrscheinlich, dass es gerade keinen Ausweg aus dieser für ihn schwierigen Situation findet. Erkläre Deinem Kind, dass das Gefühl der Frustration völlig normal ist. Du kannst versuchen eine Atemübung mit Deinem Kind zu machen, so dass es sich auf das Atmen konzentrieren lernt und nicht auf seinen Frust.
Nun muss Dein Kind trotzdem die Aufgabe zu Ende bearbeiten. Schau, ob Du einen kleinen Stolperstein findest, den Du mit Deinem Kind wegräumen kannst.
Beispiel
“Es scheint als hättest du die Symbole für Addition und Multiplikation vertauscht.”
Wenn Dein Kind einmal das Problem erkannt hat, kann es seine Aufmerksamkeit wieder auf die Aufgabe lenken und Du darfst es dabei ermutigen, dass es das sicher schaffen wird. So kommt es über seinen Frust langsam hinweg.
Ich weiß, es ist eine der schwersten Übungen, seinem Kind über Frust hinweg zu helfen…
7. Lobe die Bemühungen!
Die Psychologin Carol Dweck hat herausgefunden, dass Kinder, die wegen ihrer Intelligenz gelobt werden (z.B. “Du bist ja so schlau.”), viel weniger Frustration aushalten können und weniger Durchhaltevermögen besitzen. Aber Kinder, die für ihre Bemühungen gelobt werden (z.B. “Du hast Dich sehr angestrengt, das hast Du wirklich gut gemacht!”), sind viel motivierter und arbeiten auch härter.
Um die Ausdauer Deines Kindes zu stärken, musst Du es für seinen Einsatz loben und nicht für seine Noten oder Ergebnisse. Ziel dabei ist es, dass sich Dein Kind selbst von innen heraus motivieren lernt und nicht auf die ständige Motivation von außen angewiesen ist. Belohnungssysteme sind deshalb mit großer Vorsicht zu genießen. Sie sind sehr gut dafür geeignet, neues Verhalten einzuüben, aber nicht um Dein Kind dazu zu bewegen, Dinge zu tun, die es bereits kann.
8. Übe “Ich kann das schaffen” – Sätze ein!
Sätze wie, “Ich kann das nicht” oder “Ich bin einfach zu dumm.” zerstören die Ausdauer. Hilf Deinem Kind, kurze positive Sätze über sich selbst zu sagen, wenn es mal wieder echt herausfordernd für es ist.
Beispiele
“Es muss nicht perfekt sein. Ich werde immer besser werden, wenn ich dran bleibe und es weiter versuche.”
“Ich kann das schaffen.”
“Morgen wird es besser.”
Erinnere Dein Kind daran, diese Statements mehrmals am Tag laut auszusprechen, bis es sie auswendig kann und von sich aus anwendet.
9. Tritt einen Schritt zurück!
Einer der wichtigsten Elternregeln ist: Tu niemals etwas für Dein Kind, was es allein kann. Jedes Mal, wenn Du ein Problem für Dein Kind löst, lernt es, dass es auf Dich angewiesen ist. Und wieder geht der Eigenantrieb und die Ausdauer flöten.
Wenn Du weißt, dass Dein Kind eine Aufgabe komplett allein bewältigen kann, dann tritt einen Schritt zurück. Erlaube und gönne Deinem Kind das Gefühl von Errungenschaften: “Ich habe es geschafft. Ganz allein! Guck mal! Das hätte ich nie gedacht, aber ich bin da durchgekommen, wie cool!” 😉
Fazit
Ausdauer ist lernbar – auch für Dein Kind. Aber es braucht Deine Unterstützung und auch Deine Ausdauer und Geduld! Halte die Augen offen, welcher der 9 Schritte gerade Priorität haben für Dein Kind. Bitte überfordere Dich nicht, geh es langsam an, dafür stetig. Und ich weiß, Du wirst es schaffen!
Deine Sandra
Sandra Giera ist Familiencoach, Fachreferentin für Erziehung und Mutter zweier Kinder. Mit Herz und Klarheit hilft sie Eltern, die Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten, gesunde und glückliche Beziehungen zu schaffen.